Der Comedor
Der Comedor ist eine wichtige Einrichtung der Schule, die den Kindern das aufmerksame Lernen erst ermöglicht. Mit leerem Magen lässt sich’s nicht studieren. Hier erhalten die Kinder einen einfachen Pausenbrei und zum Mittagessen eine bescheidene, aber gesunde Mahlzeit. Wie der Comedor funktioniert, erfahren Sie in den untenstehenden Berichten.
Besuch im Comedor
von Trudy Urech
Wie wir die Küche betreten, weht uns ein würziger Duft entgegen. Sogleich werden wir von Juana Paula, die den Comedor seit über 25 Jahren leitet, herzlich begrüsst. Da ist auch noch Marta, die Küchengehilfin. Und Maria Dulce, die die Putzarbeiten in der Schule besorgt. Da sind aber auch noch die beiden Mütter der Kinder, die turnusgemäss mithelfen beim Kochen.
Marta rührt im «Atol», einem Getreidebrei ähnlich einem Griessbrei, den es in der Pause gibt. Eine Grossmutter verliest Bohnen.
In drei grossen Töpfen kocht das Mittagessen für den heutigen Tag: Ein Topf mit Reis, einer mit Bohnen und einer mit Gemüse, gemischt mit Kartoffeln und Poulet an einer würzigen Sauce. Dafür werden die Poulets zuerst in Wasser gekocht, dann das Pouletfleisch von den Knochen gelöst und von Hand in dünne Streifen gerissen. Auf diese Art ist das Poulet ergiebiger. Natürlich gibt es nicht jeden Tag Fleisch, aber Reis, Bohnen und Gemüse sind immer auf dem Teller. Wie Juana Paula es schafft, dass es jeden Tag genug hat für alle etwa 300 Personen, ist mir ein Rätsel.
Um halb zwölf Uhr kommen die Schülerinnen und Schüler. Sie stehen brav in der Schlange und warten, bis sie an der Reihe sind. Jedes Kind bekommt das Essen in den mitgebrachten Teller geschöpft und dazu seinen Becher Fresco, einen Fruchtsaft. Die meisten essen in ihren Klassenräumen. Manchmal setzen sich auf die Bänke des Schulareals oder einfach auf den Boden. Einige der Grösseren hoffen darauf, dass noch ein Rest in den Pfannen übrig ist und sie einen zusätzlichen Löffel voll erhalten. Nach der Essensausgabe wird in der Küche abgewaschen, alles geputzt und für den nächsten Tag vorbereitet. Juana Paula und Marta werden dann wieder in der Küche stehen und eine andere Mutter wird den beiden zur Hand gehen.
Ein Morgen im Comedor
Die Köchin Juana Paula Cuadra Alemán berichtet:
Ich komme um 6.30 Uhr in der Schule an. In der Küche wartet bereits die Gehilfin Marta und wir beginnen sofort, den Pausenbrei zuzubereiten. Dieser wird um 9 Uhr ausgeteilt.
Danach trifft die Mutter einer Schülerin oder eines Schülers ein und zu dritt bereiten wir das Mittagessen vor. Dies braucht viel Zeit, zum Beispiel, wenn die Bohnen sich weigern, weich zu werden. Ab 11.30 Uhr kommt zuerst die Hilfskraft des Kindergartens und holt das Essen für die Kleinen. Dann erscheinen laut und hungrig die Kinder der 1. Klasse, danach die der 2. und so weiter, bis auch die 6. Klasse das Essen geniessen kann. Schliesslich kommen einige Ex-Schüler|innen vorbei in der Hoffnung, dass noch etwas Essen übrig geblieben ist. Sie gehen in die öffentliche Sekundarschule und kommen aus den ärmsten Familien. Wir versuchen immer, ihnen etwas zu geben, und lassen sie Töpfe und Pfannen ausschlecken. Sie lieben ihre frühere Schule San Francisco noch immer. Nun gehen die Kinder heim oder in den Kurs der Tanzgruppe der Schule. Wir räumen die Küche auf und machen alles sauber für den nächsten Tag.